Das Zisterzienserkloster Himmelkron

"Welch eine Verheißung - Himmelkron"! Dabei dürfte auch die Lage des 1279 gegründeten Zisterzienserinnen-Klosters die Namensgebung beeinflusst haben: Zum Schutz vor Hochwasser thronte die im 14. und 15. Jahrhundert zu respektabler Größe herangewachsene Anlage über dem weiten Talgrund des Weißen Mains.

Auch wenn längst Häuser an das (1545 aufgehobene) Kloster herangerückt sind, der mächtige Riegel der gotischen Kirche beherrscht noch immer den Ort am Rande des Fichtelgebirges.

Um so überraschter steht der Besucher dann in einem verkürzten Gotteshaus: Mitten durch das Kirchenschiff verläuft eine Mauer - die größte ihrer Art in einem deutschen Zisterzienserinnen-Kloster - dahinter nahmen die Nonnen auf der Empore verdeckt vor den Laien am Gottesdienst teil. Der neun Meter hohe Raum beherbergt heute das Stiftskirchenmuseum. Seine Exponate - vornehmlich liturgisches Gerät - bewahren einiges vom früheren Reichtum, von dem auch der erhaltene Kreuzgangflügel mit spätgotischem Netzgewölbe und plastischem Schmuck (musizierende Engel) eine Ahnung gibt."

(Entnommen aus: "Ora et labora." 900 Jahre Zisterzienser. Ein Reise und Kunstführer zu den bedeutendsten Zisterzienser-Klöstern in Deutschland und Burgund. Hgg. von der "Arbeitsgemeinschaft Zisterzienser" der Fremdenverkehrsverbände Deutschlands unter Federführung des LTV Brandenburg und des FHV Rheinland-Pfalz. o.O. 1998. S.8.)

[Weitere Zisterzienser-Klöster in Bayern befinden sich übrigens in Ebrach, Waldsassen, Heilsbronn, Seligenthal, Oberschönenfeld, Fürstenfeld und Raitenhaslach.]

KulTour von Helmuth Meißner

1 Luftaufnahme Himmelkron / Klosterbereich

Auf dem Hügel einer ehemaligen Burg des 12. Jahrhunderts (Pretzendorf) der Andechs-Meranier gründete das nachfolgende Geschlecht der Orlamünder ein Zisterzienserinnenkloster, das im Laufe der Klosterzeit auf zwei große Baukomplexe ausgeweitet wurde. Der sich anfügende Bau rechts im Bild stellt das markgräfliche Schloß dar, das die Hohenzollern etwa ab 1700 errichteten.

2 Kreuzgang

Den oberen Innenhof umzog einst ein Kreuzgang, von dem nur noch ein Flügel vorhanden ist. Dieser tonnengewöbte Gang ist bildhauerisch reich ausgestaltet. An den Wänden finden sich Reliefs zu den beiden ersten Glaubensartikeln. Das Gewölbe ist bestückt mit Sandsteinfiguren von singenden und musizierenden Engeln - ein Fundus für die Instrumentalkunde des Mittelalters.

3 Ritterkapelle

Das lange Kirchengebäude setzt sich aus zwei Teilen zusammen: der sog. Laienkirche im Osten - heute ev.-luth. Pfarrkirche - und der Klausurkirche im Westen, die doppelstöckig angelegt ist.

Der untere Raum, heute Ritterkapelle genannt, imponiert durch sein dreischiffiges Kreuzrippengewölbe, in dem sich einst die Laienschwestern trafen und in dem die Angehörigen von Nonnen, Ritter des Umlandes, beigesetzt werden konnten.

Heute dient der Raum für Andachten der Hausgemeinde des Behindertenheimes „Schloß“. Ein Teil davon ist abgetrennt als Fürstengruft der Hohenzollern.

4 Schloss

Ein bedeutender Architekt, Antonio de la Porta, entwarf den Schloßbau für Markgraf Georg Wilhelm, in dem sich ganz oben ein Festsaal, der „Rote-Adler-Saal“ befindet. Seit 1892/93 gehört dieser Bau wie der ganze Klosterkomplex dem Diakoniewerk Neuendettelsau, das einst eine Industrieschule in dem Schloß betrieb. Seit 1942 sind darin auch, wie von Anfang an in den anderen Gebäudeteilen, behinderte Menschen untergebracht

5 Museum (Ölberggruppe)

Im Raum über der Ritterkapelle trafen sich einst die Nonnen siebenmal am Tag zu besonderen Andachten. Seit 1987 ist darin das Stiftskirchenmuseum eingerichtet unter Verantwortung der Gemeinde Himmelkron. Es beinhaltet Exponate aus der Kloster- und Markgrafenzeit, aber auch von der einstigen Industrieschule. Die Figuren der Ölberggruppe hatten noch die Nonnen beschafft und auf dem Klosterfriedhof neben der Kirche aufgestellt.

6 Agnes von Orlamünde

Besondere Sehenswürdigkeiten in der Stiftskirche stellen die Epitaphien der Familie der Klosterstifter dar. Darunter ragt wieder als besonders qualitätvoll die Skulptur der Äbtissin Agnes von Orlamünde heraus, das Meisterwerk eines hochgotischen unbekannten Bildhauers. Sie starb 1354.